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Aufgewachsen in einer Braunkohlegegend kenne ich dieses Gefühl und Erleben von unwiederbringlich verschwindender Heimat seit Kindertagen. Das wird nicht besser. Weg ist weg.

Die Besetzungen und Demonstrationen in Lützerath, so verständlich sie sind, waren doch an der falschen Stelle. Hier gab es eine Rechtslage und eine politische Entscheidung. Wenn der Staat das nicht durchsetzt, sind wir nicht mehr in einem Rechtsstaat. Der Kampf hier war ebenso aussichtslos wie im Ergebnis vorhersehbar.

Beim Klimaschutz muß es zwangsläufig um Verzicht gehen. Wir konsumieren zu viel, wir verursachen zuviel CO2, wir müssen hier auf ein deutlich niedrigeres Wohlstandslevel zurück. Das läßt sich auch nicht mit moderner Technik ausgleichen. Doch: Ist Verzicht demokratiekompatibel? Haben wir ein politisches System für die Postwachstumsgesellschaft oder gar die Negativ-Wachstumsgesellschaft?

Demonstrationen braucht es jetzt vor den Genehmigungsbehörden, bei denen sich die Anträge für Windanlagen stapeln und deren Bescheidung aktiv verzögert und verteuert wird. Demonstrationen braucht es bei Parlamenten und Regierungen für eine Vereinfachung der Aufstellung regenerativer Energieerzeugungsanlagen. Ideen braucht es für die Stärkung gesellschaftlicher Akzeptanz für regenerative Energieerzeugung, für die breitere Verteilung der wirtschaftlichen Gewinne, für deren Verbleib im ländlichen Raum.

Also, trotz Männergruppe: Aufstehen, Krönchen richten, konstruktiv weitermachen. Aber an den richtigen Stellen und nicht Gesundheit, Kraft und Motivation an aussichtslosen Fronten verpulvern.

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Ich verstehe die Verzweiflung und die Wut! Denke aber, dass RWE nicht die Schuldige ist, sondern die Politik, welche die Rahmenbedingungen schafft, damit RWE et al. ihren Auftraggebern satte Gewinne verschafft. Und uns Bürger*innen und damit Wähler*innen, die in Summe noch nicht vertanden haben, dass es nicht "nur" um ein Dorf in Deutschland sondern um viele Dörfer und Städte weltweit geht, die entweder vertrocknen oder absaufen... Großen Respekt vor den Aktivist*innen, die sich für uns alle vor Ort einsetzen und damit das Thema in die Medien bringen! <3

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Hab ich dir jetzt per Twitter geschrieben.

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Deinen Wunsch nach einem anderen Weg kann ich dir erfüllen!

Der Klimaschutz hat ein Problem: Er ist absolut fokussiert auf die Treibhausgase. Die Emittenten sind aber zahlreich, die Schäden nicht an einem konkreten Verursacher festzumachen, es sind alles indirekte Schäden, eine juristische Aktion also schwierig bis aussichtslos und vor allem teuer. Aber die Kernforderung ist ja: Raus aus den Fossilen, oder?

Es gibt aber 4 Gesetze, die den Verursachern so richtig das Leben schwermachen und denen schlaflose Nächte bereiten können. Und mit denen sich "Geld regiert die Welt" zum Boomerang entwickelt, denn das gilt auch für die angerichteten Schäden und z.B. die finanziellen Verluste von Aktionären. In Kürze:

1) §3 ProdSG (Produktsicherheitsgesetz) besagt, dass jeder Hersteller eines Produktes drohende Schäden für Menschen und die Umwelt bei "bestimmungsgemäßer und vorhersehbarer Verwendung" (<-wichtig!) seines Produkts in den Produktunterlagen darstellen muss. Bei Brennstoffen ist das vorgeschriebene Medium das Sicherheitsdatenblatt.

2) §§ 10 und 11 GefStoffV (Gefahrstoffversorgung) schreiben die Pflichten bei Brand- und Explosionsgefahr und bei KMR-Eigenschaften (karzinogen, mutagen, reproduktionstoxisch) vor.

3) Das WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) schreibt vor, dass ein Aktienemittent seine Kenntniserlangng eines besonderen wirtschaftlichen Risikos binnen 4 Tagen an seine Aktionäre kommunizieren muss, sonst droht ihm ein KapMuG-Verfahren (Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz, kurz: Sammelklage), falls das auffliegt und die Aktie abrauscht.

Nehmen wir mal Benzin- und Dieselkraftstoffe. Die "bestimmungsgemäße und vorhersehbare Verwendung" ist das Verfeuern in Verbrennungsmotoren. Dabei entstehen Treibhausgase, aber eben auch jede Menge KMR-Gefahrstoffe, wie PAK, Benzol, etc.. Und dann läd man sich die Sicherheitsdatenblätter der Kraftstoffe beim Hersteller runter und stellt fest: Huch, alle diese Angaben fehlen ja komplett, die ganze Lobby beschreibt nur die Flüssigkeit, nicht was bei der "bestimmungsgemäßen Verwendung" passiert und entsteht! Damit war und ist der Verkauf an der Tankstelle illegal!

Dann informiert man den Vorstand von z.B. Shell über seine Rechtsverstöße und dass das ein erhebliches wirtschaftliches Risiko ist illegal Kraftstoffe zu verkaufen, deren Produktunterlagen gegen das ProdSG und die GefStoffV verstoßen und die darin fehlenden Angaben irreverssible Massenschäden an Mensch (Gefahrstoffe) und Umwelt (Treibhausgase) verursacht haben. Dann nur noch 4 Tage abwarten, ob die ihre Aktionäre von ihrer Kenntniserlangung dieses wirtschaftlichen Risikos informieren, was die garantiert nicht tun werden.

Danach schaltet man die Finanzmarktsaufsichten BaFin und US-SEC ein, informiert die Anlegerverbände und institutionelle Anleger wie Blackrock oder DWS über die Risken von Öl-Aktien und die Rechtsverstöße und (am besten US-) Anwälte, die sich auf Produktsicherheits- und Aktionärsschutz-Sammelklagen spezialisiert haben, denn dann geht es gleich um Milliarden-Forderungen, die Schäden durch diese Rechtsverstöße sind ja kaum bezifferbar und für die muss immer der Steuerzahler aufkommen.

Das Spaßige daran: Von der SEC bekommt man mindestens 10% maximal 30% ab und das geht auch als Deutscher. Und wenn man richtig böse ist erstattet man noch Strafanzeige wegen §§330 und 330a StGB -schwere Gefährdung durch Freisetzung von Giften- gegen die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder persönlich.

Das alles kostet keinen Cent und man selber liefert ja nur Informationen. Und wenn die dann ihre SDB gesetzkonform nachbessern müssen und dann drin steht, was bei bestimmungsgemäßer Verwendung passiert, sind die plötzlich auch dafür haftbar, was ihre Produkte anrichten bzw. schon angerichtet haben, was eine Klageflut auslsen wird.

Auch der Kapitalismus hat Waffen, denn hinter deren Börsenwerten und Rekordgewinnen stehen ja Aktionäre, die darin investiert haben. Und wenn das illegal passiert und die ihre Felle wegschwimmen oder Klagewellen aufziehen sehen, werden die allergisch.

Das müsste auch mit Kohle, LNG, Erdgas, Heizöl etc. funktionieren, aber das habe ich noch nicht gecheckt wie deren SDB aussehen. Falls da auch nichts drinsteht: Gut Holz!

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oh

Deine Mail beginnt mit der Ankündigung, notgedrungen einen bestimmten Weg gehen zu müssen. Schnell wird klar, es geht um ein Abstraktum: Gewalt.

Sie schließt mit der Einsicht darin, ihr entgegentreten zu müssen.

Sorry, wir sind nur einen Klick weg von einer Keuner-Geschichte Brechts. Das ist uncool.

Ich finde die Fragen (Männerkreis/Freundin) grad interessanter. Vielleicht kannst Du dazu noch etwas genauer schreiben?

Und danke für Deine Kraft, Deine Arbeit - ich hoffe, das sind noch 2 unterscheidbare Dinge

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Jan 23·edited Jan 23

Es ist einfach ein Drama, was gerade in unserem Land mit der Klimapolizik passiert. Danke für Dein großes Engagement. Wir alle versuchen das Gleiche, auch wenn es uns immer wieder wie der Kampf des Don Quijote gegen die Windmühlen vorkommt. In Deinem Bericht sind das die Riesenbagger von RWE. Wir dürfen aber nicht aufgeben.

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