Klima – Der Newsletter für die, die es kapiert haben

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Die Winterdürre

raphaelthelen.substack.com

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Klima – Der Newsletter für die, die es kapiert haben

Mar 6
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Die Winterdürre

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In all dem Deadlinestress der letzten Tage habe ich eigentlich nur einen Text gelesen, über die Dürre in Frankreich.

In vielen südlichen Regionen, aber auch in der Bretagne am Ärmelkanal, fiel in den vergangenen sechs Monaten zwischen 30 und 40 Prozent weniger Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt. In vielen Kommunen tröpfelte es zuletzt Mitte Januar…. Palasse erzählt, wie sie mit vielen anderen im Supermarkt der Kleinstadt täglich Schlange steht, um einen Vorrat mit Wasserflaschen zu schaffen. Man wisse ja nie… Andere Kommunen gingen noch weiter und haben beschlossen, für mindestens vier Jahre überhaupt keine neuen Baugenehmigungen mehr zu erteilen. Nicht einmal für Häuser oder Wohnungen. Ihr Argument: Bereits die bestehende Bevölkerung könne kaum noch ausreichend mit Wasser versorgt werden.

Ein neues Wort haben die Franzosen für ihre Situation erfunden: die Winterdürre, und vielleicht ist es der Anblick der kahlen Bäume vor dem Fenster, das endlose Berliner Grau dieser Tage, das diesem Wort eine so große Resonanz in mir gibt.

Geht es jetzt wirklich so schnell?

Es fühlt sich an, als sei ich gerade erst aus der Manipulation der Öllobbys, der Illusion, es gäbe die Klimakrise nicht, aufgewacht, und jetzt ist der Alptraum schon da, scheinbar unausweichlich, und es legt sich wie eine schwerer Ballast auf mich, auf meine Schultern und ich habe keine Lust, rauszugehen, auch wenn ich weiß, dass mir das gut täte.

Die Zukunft ist offen, die Welt und ihre Zusammenhänge unendlich komplex, wir wissen nicht was passieren wird, und deshalb wäre es Quatsch, jetzt nichts zu tun. Aber lieber würde ich gerade wieder ins Bett gehen, und mir meine Decke über den Kopf ziehen.

© RONJA RØVARDOTTER

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Bernd Himmelreich
Mar 6

Du fragst: Geht es jetzt wirklich so schnell? Nein.

Bereits in den 70ern stellte die Wissenschafts-TV-Legende Hoimar von Ditfurth den Klimawandel zur Prime Time im TV anschaulich dar und machte auch noch ein paar leicht verständliche Experimente im Fernsehstudio dazu. Er arbeitete mit den gleichen Diagrammen zum Eintrag der Treibhausgase und welcher Temperaturanstieg daraus resultiert, wie es die Wissenschaft heute auch wieder tut. Das ist ja alles nichts Neues. Den Beitrag kann man sich auf Youtube noch ansehen, er ist immer noch aktuell, wir heute nur 50 Jahre und zig ppm weiter. Ein halbes Jahrhundert ist nicht wirklich "schnell", nur Ausdruck haarsträubender Ignoranz. Aber wir lieben halt Katastrophen mit Ansage.

In unseren Heimatmuseen am Niederrhein hängen jede Menge alte Gemälde, die die Bevölkerung beim fröhlichen Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Rhein zeigen. Solange ich lebe (58 Jahre) habe ich nicht ansatzweise erlebt, dass der Rhein mal Tendenzen zum Zufrieren zeigte. Und das nicht nur weil BASF und Bayer immer genug "Frostschutz" einleiten, sondern weil er auch Kühlwasser-Abfluss der ganzen Kraftwerke an seinen Ufern ist.

Es sind Prozesse, die bereits seit der einsetzenden Industrialisierung stattfinden, also lange vor unser aller Geburt begannen bzw. schon wirkten, als unsere Nabelschnur durchtrennt wurde. Wir spüren heute nur immer deutlicher überall die (wissenschaftlich präzise vorausgesagten) Effekte.

Ein griechischer Taxifahrer, mit dem ich hier in GR eine lange Diskussion zum wahren Abgasskandal hatte, sagte es kurz und prägnant: "Natürlich wird die Menschheit sich ausrotten. Zum Überleben sind die ganzen unbehaarten Affen nämlich einfach zu dumm. Guck dir diese ganze stumpfe Masse doch an und mit welchem Blödsinn die sich beschäftigen und wie sie sich selbst was in die Tasche lügen, während ihre Lebensgrundlagen immer weiter kaputtgehen! Drüben in Italien bauen sie jetzt schon Bananen an!".

Lies dich mal durch die Sachstandsberichte des Sachverstädigenrates für Umweltfragen (SRU) an die Bundesegierung der 70er und 80er Jahre. Gibt es auf www.bundestag.de unter "Dokumente". Auch im Archiv des SRU gibt es tolle Unterlagen auf welche Katatsrophen wir zusteuern. Die viertgrößte Industrienation der Welt weiß ganz genau was und warum sie die ganze Thematik ein halbes Jahrhundert lang komplett "ausgeblendet" hat. Das Zauberwort heißt "Standort-Attraktivität für die Industrie"!

Ein Blick auf die Dürrekarte Deutschlands zeigt, dass das beschriebene Phänomen der Winterdürre kein französisches Alleinstellungsmerkmal ist. Das betrifft längst ganz Europa. Und auch nicht erst seit heute.

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jan schneider/ honsa
Writes jan’s Substack
Mar 6

Du bist nicht allein. Nach Lützi geht es sehr vielen so.

Es ist der Lützerath Blues. Wir wussten, das es geschehen würde u. trotzdem hatten wir Hoffnung. Wir brauchen was Neues, neue Hoffnung.

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